Gastropoda

Nacktschnecken     —     Slugs


Viele Jahre habe ich Schnecken gezüchtet und habe auch heute noch eine besondere Freude an ihnen, wo auch immer sie mir begegnen. Leider liegen meine wirklich aktiven "Schneckologen"-Zeiten länger zurück. Aus den alten Tagen habe ich ausschließlich Dia-Positive und keines der Dias ist bisher gescannt. Seit dem ersten Online-Stellen dieser Seite hat sich aber mittlerweile einiges an neuem Material angesammelt, so daß ich hier doch eine Auswahl präsentieren kann.

Ich empfehle sich einmal die Zeit zu nehmen, und sich ein paar Schnecken in der Natur eingehender zu betrachten. Eines meiner Schlüsselerlebnisse bestand z.B. darin, einmal für eine geschlagene Stunde völlig gebannt ein Paar des Gemeinen Ackerschnegels (Deroceras reticulatum) beim Vorspiel und der Paarung beobachtet zu haben – und das alles in einer Petrischale! Skuril?! Vielleicht! Aber auch höchst interessant! Das Studium der nun einmal sprichwörtlich langsamen und so völlig anders gearteten Schnecken ist geeignet dem Betrachter klar zu machen, daß das eigentliche Leben herzlich wenig mit unserer hektischen Zivilisation zu tun hat.

Meine Begeisterung für alles "schneckenartige" bekam einen richtigen Schub, als ich im eigenen Institut auf Dr. Rudolph HOLLMANN traf, von dessen Schnecken-Passion ich lange gar nicht wußte, der dann aber diesbezüglich mein Mentor wurde. Dr. Hollmann verdanke ich manch hilfreichen Rat zur Schneckenhaltung sowie eine spannende Zeit mit diversen Achatina sp. Nach seinem Tod war es eine Ehrensache, u.a. seinen lebenden Nachlaß zu verwalten und zu versorgen.


Deroceras reticulatum   © Falk 2011
Der Genetzte Ackerschnegel (Deroceras reticulatum) gilt als eine der häufigsten Schnecken Mitteleuropas – und freilich als ein großer "Schädling".

Limax maximus   © Falk 2012
Der Große Schnegel oder Tigerschnegel (Limax maximus) ist mit seiner kontrastreichen Fleckenzeichnung unverkennbar. Das Bild zeigt ein juv. Exemplar; ausgewachsen sind die Tiere etwa so groß wie die großen Wegschnecken. Die Art kann älter als ein Jahr werden, was bei den Nacktschnecken eine Ausnahme ist. Man beachte, daß das Atemloch bei den Limaciden im hinteren Teil des Mantelschildes liegt.

Limax flavus   © Falk 2017
Der Bierschnegel oder Kellerschnegel (Limax flavus) ist eine Art die als Kulturfolger kaum irgendwo in der freien Natur auftaucht. Die Schnegel bewohnen mit Vorliebe Kellerräume (Name!) in denen von Menschen seit jeher Vorräte (u.a. hölzerne Bierfässer; Name!) gelagert werden. Die konstante Kühle und Feuchtigkeit ist ein perfektes Mikroklima für die Schnegel und die von Menschen eingetragenen Vorräte bilden freilich die Nahrungsgrundlage.

{5} [Loc.: Fledermaus-Keller]

Limax flavus   © Falk 2017
Als "Vorrats-Schädling" sind die Bierschnegel immer im großen Stil verfolgt worden. Moderne Gebäude mit trocken gelegten Kellerräumen sowie moderne Vorratshaltung (Kühltruhen, Dosen) haben den Bierschnegeln in den letzten Jahrzehnten das Dasein erschwert. Das geht mittlerweile so weit, daß sie lokal auf "Roten Listen" als geschützte Art geführt werden. Verdrehte Welt!
Ich habe mich jedenfalls immer gefreut in meinem Fledermaus-Keller eine stabile Population zu beherbergen.

{5} [Loc.: Fledermaus-Keller]

Limax cinereoniger   © Falk 2014
Der Schwarze Schnegel (Limax cinereoniger) ist wohl unsere größte Nacktschnecke; er kann über 20cm Länge erreichen und wird somit größer als der Große Schnegel. Das Bild zeigt zwei 10-12cm lange und damit bereits adulte Tiere Anfang Mai, denen nun noch ein ganzer Sommer Zeit zum Wachsen bleibt. Man beachte die Fingerlinienskulptur des Mantelschildes.
Limax cinereoniger   © Falk 2014
Die Dreiteilung der Kriechsohle ist beim Schwarzen Schnegel sehr deutlich. Die Sohlen adulter Tieren sind außen dunkelgrau gefärbt, was am umgedrehten rechten Exemplar gut erkennbar ist. Den Rücken der Tiere ziert eine helle Mittellinie, die im hinteren Drittel deutlich gekielt ist.
Limax cinereoniger pulmonary opening   © Falk 2014
Wie bei allen Limaciden befindet sich die Atemöffnung der Tiere im hinteren Teil des Mantels.
Limax cinereoniger feeding on Champignon   © Falk 2014
Schwarze Schnegel sind relativ selten; ich finde sie im Mischwald ein paar Schritte von zu Haus. Sie gelten als ausgesprochene Waldschnecken und als solche stehen Pilze weit oben auf ihrer Speisekarte; hier frißt ein Tier an einem Kulturchampignon. Man beachte die weiße Oberlippe mit ihren vorhangartigen Loben.
Limax cinereoniger foodichnia, produced in one hours time.   © Falk 2014
Das nebenstehende Photo zeigt, was im Zeitraum von nur einer Stunde von einem Schwarzen Schnegel vertilgt wurde.
Ein Anaglyph (3D) dieser Ansicht zeige ich auf meiner Spuren-Seite.

Arion ater   © Falk 2010
Die Große Schwarze Wegschnecke (Arion ater) ist noch vor 25 Jahren wohl unsere häufigste Wegschnecke gewesen. Diesen Spitzenplatz hat heutzutage mit einiger Sicherheit die Spanische Wegschnecke (s.u.) erobert.
Arion ater   © Falk 2010
Dieser Arion ater erlaubt einen Blick in seine Mantelhöhle, die für den Gasaustausch weit geöffnet wird.

Arion rufus   © Falk 2012
Die Rote Wegschnecke (Arion rufus) war vor Jahren ebenfalls noch häufig anzutreffen. Ich habe es nie nachgezählt, aber mein persönlicher Eindruck ist, daß wohl ein A.rufus auf zehn A.ater anzutreffen war. Noch weit mehr als A.ater wurde A.rufus jedoch von der Spanische Wegschnecke (s.u.) verdrängt. Heute ist es eine Seltenheit, wenn ich einmal einen zu sehen bekomme. Das abgebildete Exemplar zeigt die typisch aufgewölbte Haltung eines zurückgezogen Arioniden, in welcher der Mantelschild den gesamten Vorderteil bedeckt.

Loc.: Asse, N Wittmar]

Arion lusitanicus   © Falk 2012
Die Spanische Wegschnecke (Arion lusitanicus) hat als "invasive Art" in den letzten Jahren große Teile Deutschlands erobert* und auf ihrem Weg die Schwarze und Rote Wegschnecke zurückgedrängt. Wenn sie nicht unsere Gärten kahl fressen würde, dann würde man diesen Vormarsch vermutlich als Erfolgsgeschichte werten?! Aber so wie es ist, wird ihre Ausbreitung von vielen Seiten eher als Überfall angesehen. Im Gegensatz zum Ziegelrot des A.rufus weist A.lusitanicus eher eine orange-braune Färbung auf; Verwechslungen sind bei flüchtiger Betrachtung durchaus einmal möglich.

*)   Nach neusten Untersuchungen ist A.lusitanicus eine ursprünglich mitteleuropäische Art; ihr invasiver Charakter bzw. ihr iberischer Ursprung sind somit unzutreffend (cf. PFENNINGER et al. 2014).